Osnabrück

Station 4 – Osnabrück, 4. bis 7. September 2015

In Osnabrück besuchen wir die Uni, an der Geflüchtete kostenlos Vorlesungen hören dürfen und wir begleiten die „Freizeit für Flüchtlingskinder“ zu einem Samba Workshop.

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Nachtgedanken 2 – Jil

Ich wälze mich von links nach rechts. Seit einer Woche nun läuft unsere Tour, seit einer Woche tauschen wir unsere heimelige Privatsphäre gegen Küchen und Schlafzimmer von gastfreundlichen Menschen, die wir vorher möglicherweise gar nicht kannten. „I only have my bed“ hat mir heute ein 18-jähriges Mädchen aus Albanien erzählt, mit dem ich in einer Flüchtlingsunterkunft in der Nähe von Osnabrück über Rückzugsorte im Lager gesprochen habe. „I only have my bed“. Ich kann mir nicht vorstellen, was das bedeutet. Wir drei haben uns einen Monat lang völlig freiwillig dazu entschieden, unser kuschliges Bettchen gegen Isomatte und Schlafsack einzutauschen. Am 29. September werde ich dann wieder in meinem Bett liegen. Es ist absehbar, wie lange es dauert, bis ich wieder eine Tür habe, die ich zumachen kann. Für Rajmonda und ihre Familie ist es jetzt normal, sich einen kleinen Wohncontainer und Stockbetten mit einer Familie aus Syrien zu teilen. Keiner kann ihr sagen, wie lange noch. Und ob der Ort, an dem sie dann schlafen darf, besser sein wird als der jetzt. Besser als ein Lager mit Zäunen umsäumt. Mit Stacheldraht obendrauf. Rajmonda, ich hoffe du kannst schlafen heute Nacht. Ich kann es nicht. Gute Nacht, Deutschland.