Warum wir in den letzten Tagen so wenig veröffentlicht haben

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Auf Facebook konntet ihr verfolgen, wo wir in den letzten Tagen waren und was wir so gemacht haben. Hier, auf unserer Homepage, haben wir bis jetzt nicht immer Ergebnisse der Stationen veröffentlicht. Wieso ist das so?

Unter „Tour“ veröffentlichen wir die Ergebnisse unserer Stationen. Bisher finden sich dort ein Video, ein Audiobeitrag und ein Interview zur „Asyland„-Premiere aus Köln. Wir waren danach in Bremen und Hamburg und verbringen nun den letzten Abend in Osnabrück – doch davon findet ihr dort noch nichts. Wir kommen nicht hinterher, unsere Eindrücke und unser Material zu ordnen, zu schneiden und hochzuladen.

Das hat einmal damit zu tun, dass wir uns durch den Hamburger Stadtverkehr kämpfen um im Büro der Jungen Presse Hamburg e.V. arbeiten zu können. Oder damit, dass wir auf den ADAC warten müssen, weil das Auto nicht anspringt. Und dieses Wochenende mussten wir uns zeitweise kurz trennen, weil Theresia eine Veranstaltung in Berlin fotografierte und ich ein neues Auto abholen musste.

Doch der wichtigste Grund ist der, dass wir in den letzten Tagen viele intensive Begegnungen mit geflüchteten Menschen hatten. Wir sprachen mithilfe von Apps mit Menschen in einem Flüchtlingscafé in Hamburg, mit zweien auch vor der Kamera. Ein Afghane erzählte uns, dass er Pegida verstehen könne. „Sie sind gegen die Islamisierung, oder? Mich haben Muslime mehrfach versucht zu töten. Deswegen bin ich geflohen.“

Bei der „FreiZeit für Flüchtlingskinder“ in Bramsche (bei Osnabrück) lernten wir 19 Kinder aus Albanien und Syrien kennen. S. übersetzte für uns, damit die Kinder uns verstehen. Sein Friseurladen wurde im Krieg zerstört, in Deutschland möchte er sich ein neues Leben aufbauen. Obwohl der 22-Jährige drei Sprachen fließend spricht, hat er im Lager keine Möglichkeit, Deutsch zu lernen.

Heute lernte Jil zwei Syrer kennen, die zunächst nicht ins Mikro sprechen wollten. Als Theresia und ich später dazukamen, lief das Aufnahmegerät ganz selbstverständlich mit und sie zeigten sie uns Bilder aus Syrien, erzählten von der Geschichte des Landes und auch ihren persönlichen Fluchtgeschichten.

Nach solchen Gesprächen setzt man sich nicht einfach an den Schreibtisch, sichtet und schneidet Material. Wir setzen uns abends zusammen und besprechen, wie wir den Tag erlebt haben. Wir versuchen einzuordnen, was wir fühlen und denken. Wir fragen uns, was wir veröffentlichen können und was nicht – und warum. Nicht selten diskutieren wir viel, bis wir feststellen, dass es spät geworden ist und in wenigen Stunden das nächste Gespräch vereinbart ist.

Einerseits möchten wir „DANKE!“ sagen, denn nur die zahlreichen Spenden erlauben es uns, diese Erfahrungen zu machen. Und wir möchten keine davon missen. Andererseits machen wir diese Tour ja, um unsere Ergebnisse zu veröffentlichen. Deswegen haben wir uns fest vorgenommen, mehr Zeit für die Produktion einzuplanen.

So viel zu unseren Vorsätzen. Während ich diese Zeilen tippe, sitzen wir am Küchentisch, essen und reden über die nächste Station. Ursprünglich wollten wir nach Weinheim. Doch gegeben der aktuellen Situation und der Bilder, die durch die Medien gehen, werfen wir diesen Plan um und fahren morgen nach München. Wir wollen dieses erste „Willkommen“-Heißen mit eigenen Augen sehen. Danach nehmen wir uns die Zeit und bereiten die Ergebnisse der ersten zehn Tage auf. Wir hoffen, ihr versteht das.

Sebastian für das Team der Willkommenskultour


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